Ich war dabei: René Denver

Aus meinem Tagebuch

5. März 1968
Meine Mutter hat mir erlaubt am 30. Mai das Monsterkonzert in Zürich zu besuchen. Sie hat mir sogar das Billet bezahlt. Ich freue mich riesig. Es werden The Traffic, Jimi Hendrix, Eric Burdon and the Animals, The Move, The Cream, The Koobas und Anselmo Trend anwesend sein. 
Berichtigung: The Cream werden durch John Mayall’s Bluesbreakers ersetzt.




















30. Mai 1968
Ort: Hallenstadion Oerlikon

1830h
Der grosse Tag ist da. Rolf und ich warten vor dem Hallenstadion auf die Türöffnung, die uns in das Reich des Beats bringen soll, nämlich zur grössten Beatshow auf dem Kontinent. Es stehen schon ca. 1500 Fans bereit.

1915h
Endlich öffnen sich die Tore, langsam schiebt sich die Menschenmasse nach Innen. Schon hört man die Tontechniker die an den Verstärkeranlagen herumbasteln.


 








2015h
Das Stadion hat sich mehr und mehr gefüllt. Es sind jetzt ca. 5-6000 Fans hier. Überall wimmelt es von Polizisten, die auch gehörig ausgepfiffen werden. Der Ansager tritt auf die Bühne und bittet um Ruhe. Dann verkündet er, dass jetzt Walti Anselmo Trend spielen wird. Sie werden von einer Modeschau begleitet.
Danach treten die Koobbas auf und jetzt kommt Stimmung in das Stadion. Die Fans beginnen auf die Bühne loszurennen. Rund um die Bühne ist eine riesige Menschenansammlung unter der sich auch Rolf und ich befinden.
Die Fans sind alle nach der neusten Mode gekleidet, mit wenigen Ausnahmen solche die immer noch den bewährten „Blue Jeans“ treu bleiben. Man sieht „Guys“ mit Haaren bis auf die Schultern und noch länger. Die Mädchen geraten ausser Rand und Band und sind nach der Vorstellung total erschöpft.
Jetzt aber weiter im Programm. Nach den Koobas kommen John Mayall and his Bluesbreakers die einen ziemlichen Applaus ernten. The Traffic, sie bringen die Stimmung auf den Siedepunkt. Hier kommt es auch zu einer kleinen Reiberei zwischen einigen Fans, die die Bühne stürmen wollten, und Polizisten die das zu verhindern suchen. Sieger bleiben weder die Polizei noch die Fans.
Nach den Traffic mit ihrem Superleader Stevie Winwood erscheint Eric Burdon mit seinen Animals auf der Bühne. Sie ziehen eine Show ab, wie man sie so schnell nicht wieder sieht. Mit seiner eigens aus England mitgebrachten Lightshow produzieren sie fantastische Bilder auf die Leinwand. Ich glaube Eric hat Jimi die Schau gestohlen.

2400h
Danach kamen The Move und Jimi Hendrix Experience, wobei die letzteren die Stars des Abends waren und gewaltigen Applaus bekamen.
Rolf und ich versäumten den letzten Zug nach Neuhausen a.Rhf. und so mussten wir in Glattbrugg auf dem Bahnhof übernachten von wo wir am nächsten Morgen mit dem ersten Zug Richtung Schaffhausen fuhren.
Um 0730h kamen wir in Neuhausen an und mein Vater holte mich am Bahnhof ab. Er hatte sich Sorgen gemacht. Um 0800h war Schule und wir mussten gleich eine Algebra Prüfung ablegen. Es gab nur eine Note 2. Und so endete ein aufregender Tag den wir nie vergessen werden. 

René im Mai 2018

Foto: René 1968













Anmerkungen 02.05.2018
Obiger Text ist eine Abschrift aus meinem Tagebuch, Original 1968.
Gewohnt haben mein Freund Rolf und ich damals in Neuhausen am Rheinfall. Mein Jahrgang 1952, ich war damals also 16 Jahre jung. Auf dem Foto bin ich auf der Schulreise 1968 im Zoo Zürich. Wer die Damen neben mir sind, weiss ich nicht mehr. Wahrscheinlich Schulkameradinnen.
Wegen meinen langen Haaren und der Kleidung hatte ich konstant Schwierigkeiten, zu Hause und in der Schule. Nach dem Konzert sind wir von Oerlikon nach Glattbrugg gegangen. Wir wollten unterwegs Autostopp machen, hatten aber keine Erfolg. Auf dem Bahnhof Glattbrugg haben wir dann beim Güterschuppen auf einigen Paletten genächtigt. Ein SBB Mitarbeiter hat uns am Morgen aufgescheucht und uns auf den richtigen Zug gebracht.
Von Rock hat man damals noch nicht gesprochen. Darum im Tagebuch Beat, Beatshow.
Der Musik bin ich mein Leben lang treu geblieben und habe die aktuellsten Trends immer verfolgt. Es wurden dann noch unzählige Konzerte, Open Airs, Festivals etc. bis heute.

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